Erfahrungen mit Fahrtensegeln bzw. Segelmacher

Rund um das Fahrtensegeln

Moderator: Horst Rudorffer

Dominik
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Erfahrungen mit Fahrtensegeln bzw. Segelmacher

Ungelesener Beitrag von Dominik »

Hallo zusammen,

da wir immernoch am Refit unserer Shark sind hatten wir noch keine Gelegenheit unsere Segel zu testen :?

Ich gehe aber davon aus, daß wir einen neuen Satz benötigen. Ich turne gerne auf dem Vordeck rum und finde, es gehört irgendwie zum Segeln, daß man Segel vor dem Ablegen anschlägt und unter umständen unterwegs wechselt. Allerdings haben wir ja auf der Shark wenig Platz zum Stauen mehrerer Segel und eine Rollfock hat ja auch durchaus einen Sicherheitsaspekt.
Ich bin also ein wenig hin und hergerissen. Könnt Ihr mit Euren Erfahrungen helfen?

Das zweite Thema betrifft die neuen Segel direkt. Hat hier jemand gute Erfahrungen mit einem Segelmacher? Ich möchte explizit keine Regattasegel sondern haltbare Fahrtensegel.

Vielen Dank schonmal.

Dominik
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Matthias
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Ungelesener Beitrag von Matthias »

Hallo Dominik,

bei uns passen in den Stauraum unter dem Cockpit ein Großsegel, eine Genua, eine Fock und eine Strumfock sowie ein Spinnaker (obwohl ganz hinten noch die Batterie ist), das sollte doch eigentlich reichen, oder? :wink:

Wenn die Segel Sonntagabends nass sind, dann werden sie halt normalerweise bis Freitag nur lose ins Vorschiff gelegt; beim Fahrtensegeln bleiben Groß und aktuelles Vorsegel sowieso abends angeschlagen und werden am Bugkorb bzw. auf dem Baum festgelascht.

zum Thema Sicherheit: eine Rollfock ist ein (Un)Sicherheitsaspekt, die haben nämlich die Angewohnheit bei richtig viel Wind (also dann, wenn man sie wirklich braucht) nicht zu funktionieren :(

Wir haben deshalb parallel zum Fockfall ein zweites Ende, welches über einen Block unten am Bugkorb (vor dem Vorstag) wieder zum einem Stagreiter unter dem Kopf geführt ist; dieser Fockniederholer ermöglicht das Bergen des Vorsegels aus dem Cockpit herraus, Festlaschen reicht provisorisch dann kurz vor dem Mastfuß, also ohne den Schritt auf das Vorschiff.

lGrüsse
Matthias

p.s.: Wieso braucht Ihr neue Segel? Unsere sind 25 Jahre alt, die Lieken und Scheuerstellen habe ich im Winter nachgenäht, zum Fahrtensegeln reicht das.

p.p.s.: Nochmal Rollfock, da ich teilweise allein unterwegs, bin denke ich drüber nach, zusätzlich zum Vorstag (und den "richtigen" Segeln) eine Rollfock anzuschlagen. Hat jemand eine Idee wie man das bewerkstelligt bekommt?
Dominik
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Ungelesener Beitrag von Dominik »

Hallo Matthias,

vielen Dank für Deine schnelle und ausführliche Antwort! Hatte dieses Forum schon fast als "inaktiv" abhaken wollen. Habe mich wohl geirrt :-)

Ich gebe Dir Recht, daß man eine Rollfock wirklich von zwei Seiten sehen muß, was den Sicherheitsfaktor angeht. Wie gesagt: ich bin hin und hergerissen.

Was den Stauraum angeht, klingt das nicht schlecht! Allerdings wollen wir mit unserer Shark wirklich auf Tour gehen und ich befürchte, daß dieser Stauraum anderweitig gebraucht wird. Ich kann das aber noch nicht wirklich abschätzen, da wir unsere Shark noch nichtmal gesegelt haben (Refit seit März). Hast Du Erfahrungen?

Die Idee mit dem "Fockniederholer" ist prima; hatte ich mir auch schon bei unserer VB-Jolle überlegt. Trotzdem mußt Du im Fall der Fälle nach vorn um das kleinere Segel anzuschlagen.

Ich bin nicht sicher, ob wir neue Segel brauchen aber unsere Shark ist jetz 36 Jahre alt und ich habe die Segel noch nicht genau ansehen können.

Noch ein Tip zu Deinem PPS: Ich bin darüber im Buch "Segeln in rauen Gewässern" gestoßen: dort wird empfohlen zur Standardmäßigen Rollfock ein Babystag nur bei Bedarf zu setzen. Hierzu brauchst Du das Stag lediglich am Top befestigen und bei nichtgebrauch am Mast festlaschen. Bei Bedarf wird dann das untere Ende einfach umgeschäkelt und schon hast Du ein schönes Vorstag für die Schlechtwettersegel. Hilft das?

Gruß,
Dominik
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Matthias
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Ungelesener Beitrag von Matthias »

Hai nochmal,

wir haben unser Baby wie folgt eingerichtet (und damit sowohl früher 6 Wochen Griechenland im Sommer als auch 3 Wochen Zeeland (nass) zu viert überstanden)

In der Backskiste ist ein ineinander gestecktes Plattenkreuz (je eine längs und quer, passend geschnitten und verkeilt), an diesem sind kleine Schraubzwingen zum festbändseln angeschlagen. Damit haben wir Ordnung in der Backskiste und kriegen 70 l Sprit, 7 Fender, 2 Eimer und eine Kiste mit Öl, Propan-Kartuschen, Lappen, etc unter.

Am Fußende der Hundskojen sind (ebenfalls geklemmt) Regale, in diesen sind jeweils die frischen Anziehsachen. Die beiden hinteren Schapps sind jeweils für Ölzeug, Schmutzwäsche, etc.

Die mittleren sind Backbord für Werkzeug und Steuerbord für Schwimmwesten, Lifbelts,...

Die vorderen sind Bb für Futter (Butter oder Bier bleiben da unten auch ausreichend kühl) und Stb für mehr Werkzeug.

Die Kühltruhe wurde durch einen kaardanisch aufgehängten CampingGaz-Kocher ersetzt, somit ist Stb Platz für Karten, Bücher, Navi,... alles mit Gummi-Strops gesichert. Im Bug ist Bb und Stb jeweils Platz für die Anziehsachen, die Mitte ist für (von hinten nach vorne) Klo (verleiche Lösung von Lüder Heidemann) Wasserflaschen, Doseneintopf.

Geschirr/Töpfe sind in zwei Schubladen unter dem Kartentisch.

Unterm Cockpit wie gesagt hinten die Batterie, davor die Segel. Im "Niedergang" haben wir eine Stufe, darunter sind jeweils Strassen- oder Segelschuhe.

Damit kann man eigentlich ganz gut leben, mich stört nur das Gewicht der 30 m Kette und der zwei Anker direkt im Bug; ich denke gerade darüber nach, diese beim Fahrtensegeln (wenn also Welle im Spiel ist) statt der angeschlagenen Segel auch hinter dem Niedergang zu verstauen (verleiche ebenso Lösung von Lüder Heidemann).

Hoffe Dir geholfen zu haben und bin über alternative Anregungen immer dankbar.

lGrüsse
Matthias
Dominik
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Ungelesener Beitrag von Dominik »

Hallo Matthias,

klasse! Vielen Dank für die Beschreibung! Klingt, als würde man wirklich alles irgendwie unterkriegen. Noch (!?) sind wir ja nur zu zweit...

Wir haben uns diese alte Shark auch deshalb gekauft, weil sie viel Platz zum Basteln und optimieren bietet. Da ich beruflich immer weiter vom Konstruieren weg komme, muß ich mich halt in meiner Freizeit austoben.

Die Beschreibung von Lüder Heidemann haben wir natürlich gelesen... ich denke wir werden einiges von Seinen Lösungen "adaptieren".
Allerdings planen wir weiterhin unsere Spirituskocher zu verwenden. Die sind extrem klein und vor allem auch mobil und somit auch außen einsetzbar...

Wenn Ihr Bilder von Eurem Schiff habt - vor allem von Innen wär das Super.

Gruß,
Dominik
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Matthias
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Ungelesener Beitrag von Matthias »

Hai.

Bilder gibt es unter Fahrtensegeln, ein paar sind sogar von innen :wink: .

Unser Kocher ist so ein kleiner Standard Camping-Kocher (unten Kartusche, oben eine Flamme), die Aufhängung besteht aus zwei ineinenderliegenden Rahmen, jeweils in einer Richtung mit einer Schaube als Gelenk durchbohrt, unten dran hängt eine Platte mit einem Gewicht darunter, auf der dann der Kocher steht.

lGrüsse
Matthias

p.s.: Als Tisch haben wir eine Platte (wird unter den Matratzen gestaut), darunter wird mittig eine Stange (liegt sonst im Schwalbennest) als Bein geschraubt und jeweils in der Kajute und im Cockpit-Boden eine Aufnahme
zum stellen.

p.p.s.: unter dem Kartentisch (als Bb) ist über den Schubladen noch eine Auszieh-Platte, mit dieser kann das Stück zwischen Kartentisch und "Küche" in eine Arbeitsfläche verwandelt werden; meist legen wir aber zum Kochen einfach die Tischplatte als Unterlage auf die Stb. Matratze.

p.p.p.s.: Was sich beim Fahrtensegeln echt bezahlt gemacht hat, das ist unser Bugkorb.

Bild.

Wir haben uns vorne eine Stufe dranschweißen lassen, seitdem verfängt sich zum einen die Fock beim Halsen nicht mehr, vor allem aber kann man nun sicher vom Bug aus z.B. auf einen hohen Kai steigen; die meistem anderen sind halt doch größer und entsprechend auch die Häfen;
zu guter letzt bietet er jetzt auch Platz für die kommenden NAVI-LEDs :)
Dominik
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Ungelesener Beitrag von Dominik »

Hallo Matthias,

ich habe mir Deine Bilder angeschaut... sieht echt relaxt aus, wie Du da am Heckkorb sitzt.

Simone und ich sind am diskutieren, ob man einen Heck-Korb braucht. Immerhin ist das Achterdeck recht lang und gibt Sicherheit...

Als Tisch gefällt mir die ösung von Lüder nicht schlecht. Allerdings muß ich mir noch überlegen, wie er draußen zu befestigen ist. Ich hoffe eh, daß wir meist draußen sein können.

Eure Bugkorb-Modifikation sieht nicht schlecht aus.

Gruß,
Dominik
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Ungelesener Beitrag von Matthias »

Hai Dominik

in der Tat wird der Tisch fast ausschließlich draußen genutzt; wenn es regnet läuft man halt doch lieber durch jeweilige Städtchen anstatt den sehr großzügigen Innenraum zu nutzen :wink: .

Wenn wir den Tisch mal drinnen nutzen, dann wird er meistens permanent hin und her gedreht, je nachdem wo man halt gerade dran möchte.

Daher hier noch einen bisschen Erklärung zu unserem Tisch: Auf diesem Bild

Bild

sieht man recht gut wie der Tisch von unten funktioniert; die Stange wird einfach mit einem 14er Gewinde in die Metallplatte unter dem Tisch geschraubt. Unten im Cockpit-Boden (und drinnen ebenfalls) ist ein (unten natürlich geschlossenes) Stück Rohr eingelassen, in welches die Stange gesteckt wird. Dadurch ist der Tisch halt drehbar, wenn man z.B.: draußen frühstückt und währenddessen drinnen die Eier (oder die zweite Kanne Kaffee) fertig ist, dann wird der (gedeckte) Tisch um 45° Grad verdreht damit man bequem nach drinnen kommt.

lGrüsse
Matthias
Dominik
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Ungelesener Beitrag von Dominik »

Moin Matthias,

kann mir Eure Konstruktion gut vorstellen. Sieht auch recht massiv aus.

Im ersten Schritt hätte ich allerdings an mehrere Beine gedacht um dem Tisch Stabilität zu geben. Mehrere Beine haben natürlich auch den Nachteil, daß sie immer im Weg sind. Trotzdem: man könnte ja das Cockpitsüll und den Traveller mit einbauen.

Hast Du ein gutes Gefühl, wenn sich Kinners auf Deinen Tisch auflehnen? Stabil genug??

Gruß,
Dominik
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Matthias
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Mittach zurück

Also Aufstützen, etc geht, volle Tassen schwappen dann zwar ein bischen, aber die gibt es wg. Wellen ja sowieso nicht.

Klar, beliebig stabil ist das alles nicht, man/frau/kiddies sollten sich z.B. nicht auf die Tischkanten setzten.

Ich denke die Stabilität ist in etwa vergleichbar zu so einem Standard Campingklapptisch.

Als meine Eltern mit uns früher in Griechenland segelten, da waren mein Bruder und ich 8 und 10 Jahre alt, mein Sohn ist jetzt 12; der Tisch hat also bisher zwei Generationen überlebt.

lGrüsse
Matthias

p.s.: habe gerade gesehn, das Du in Karlsruhe lebst; kann man da irgendwo segeln?
Dominik
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Ungelesener Beitrag von Dominik »

Moin auch,

ja klar kann man in Karlsruhe segeln... OK, es ist nicht gerade mit der Ostsee zu vergleichen aber es ist doch recht nett.

Wir haben das Boot in Wörth am Rhein liegen. Das Revier ist eigentlich ein Altrheinarm und wurde irgendwann zum Containerhafen ausgebaut.

Der entstandene "Seeraum" ist ca 2,5km lang und ein paar hundert Meter breit. Satelitenbilder sind unter www.rkcw.de zu finden. Ich find's nett, weil es recht romantisch verwildert ist. Es gibt auch ein paar Inseln... Natur pur!

Köln ist nicht zu weit. Kommt uns doch mal besuchen...

Gruß,
Dominik

PS: wo kann man denn in Köln segeln?
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Matthias
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Ungelesener Beitrag von Matthias »

Tach auch,

tja, in Köln is schlecht, aber 'nen Stündchen von hier (hinter Aachen) liegt Stevensweert, da ist unser Hafen.

Das Revier ist ganz nett, teils halt Industrieromatik, die Seen sind Grindgaten (Baggerseen) und teilweise noch in Betrieb.

Kommt mal vorbei gilt natürlich auch für Euch :D,
wir melden uns per mail wenn wir das nächste mal bei Euch in der Gegend sind, der Rhein würde mich ja schon interessieren.

lGrüsse
Matthias
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